Rotkäppchen românesc
- von personengebundenen Abfahraufträgen an rumänischen Bahnhöfen

2025, 140 Seiten, 89 Farbaufnahmen, Format 17,5 x 23,5 cm, Hardcover mit Prägung und partieller Drucklackierung, Lesebändchen, Papierwechsel vom Bild- zum Textteil
Bezug: Laut und Gleise Verlag GbR, Kurt-Schumacher-Straße 7d, 55124 Mainz, bahnpost@lautundgleise.de
Preis 45,00 € (incl. Versand innerhalb Deutschlands)
Ältere Eisenbahnfreunde werden sie noch aus Zeiten der Bundesbahn und der DDR-Reichsbahn kennen – die respektvoll, aber durchaus auch liebevoll als „Rotkäppchen“ bezeichneten Aufsichten auf den Bahnhöfen. Was in Deutschland mittlerweile fast ausgestorben ist, kann in Rumänien noch tagtäglich im ganzen Land an den Bahnhöfen beobachtet werden: Männer und Frauen, die in meist akkurat sitzenden Uniformen mit der roten Dienstmütze auf dem Kopf mittels Kelle auf dem Bahnsteig, oft in einem dort eigens gemalten Quadrat als offizieller Standposition platziert, den abfahrbereiten Zügen den Abfahrtsauftrag erteilen. Oft tun sie in alten, morbid anmutenden Stationsgebäuden Dienst, verkaufen dort teilweise auch Fahrkarten, vermitteln dem Bahnhofsgeschehen eine persönliche Note und sorgen für die Sicherheit der Reisenden.
Der Eisenbahnfotograf Horst Klein fotografierte auf seinen Bahnreisen durch Rumänien aus dem Zug heraus immer wieder diese „Rotkäppchen“ beim Ausführen ihres Abfahrtsauftrages. In der Regel nur ganz kurze Eindrücke, die aber eines immer gemeinsam haben: Die rote Dienstmütze, die Kelle am Tag oder die Lampe bei Dunkelheit, die Uniform und als Bühne stets der Bahnsteig. Dass alle Aufnahmen in der trüben, dunklen und winterlichen Jahreszeit aufgenommen wurden gibt dem Ganzen nochmals eine besondere, auch melancholische Note. Oft sieht man auf den Bildern auch Details, die neben den „Rotkäppchen“ immer wieder an rumänischen Bahnhöfen zu sehen sind: Die blau-gelb-rote Fahne Rumäniens am Stationsgebäude hängend als sichtbares Zeichen von Nationalstolz und natürlich auch die streunenden Bahnhofshunde und Bahnhofskatzen, die nicht selten jahrelang an den Bahnteigen leben und in gewisser Weise auch von den „Rotkäppchen“ umsorgt werden.
Mit „Rotkäppchen românesc“ geht der Verlag Laut und Gleise neue Wege: In Zusammenarbeit mit dem Kölner Fotobuchverlag BummBummBooks hat man sich auf das Terrain der Fotokunst begeben. Aufgelockert werden die Fotografien der Aufsichten durch Landschaftsaufnahmen aus dem Zug, die das Buch in Summe zu einer virtuellen Eisenbahnreise durch Rumänien werden lassen. Ein Nachwort von Professor Rolf Sachsse von der Hochschule der Bildenden Künste Saar sowie einen Auszug der Dienstvorschrift der rumänischen Eisenbahnen in den Sprachen deutsch, englisch und rumänisch runden das Buch ab.
Gewiss werden im Zuge der Modernisierung und Rationalisierung des Eisenbahnbetriebes auch in Rumänien in einigen Jahren die Bahnsteigaufsichten, eben die „Rotkäppchen“ verschwunden sein. Insofern ist das Buch schon heute eine schöne Reverenz an eine betrieblich wie menschlich wichtige Position im Eisenbahnbetrieb. (ms)