Aktuelles vom Bauprojekt
„Eisenbahnüberführung Dortmund-Ems-Kanal“ in Rodde
Das Bauprojekt
Die frühere „Hannoversche Westbahn“ ist heute wichtig für internationale Verkehre, mit dem Abzweig in Salzbergen etwa von und zu den „ARA-Häfen“ (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen). Am nördlichen Ende ist Emden ein wichtiger Punkt in der Automobillogistik. Die Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal bei Rodde, einige Kilometer östlich von Rheine, ist am Ende ihrer technischen Nutzungsdauer angekommen, ein Neubau somit erforderlich. Dabei wird auch die Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt vergrößert, was weitere Änderungen im Bereich der Zufahrten auf die Brücke mit sich bringt. In einem ersten Bürgerinformationstermin stellte die DB am 17. November 2022 in Rodde die Planungen zum Bauprojekt den Anwohnern und weiteren Interessierten vor. Zwei der Brücke benachbarte Straßenübeführungen müssen ebenfalls erneuert werden, da sie den Lasten der höher aufzuschüttenden Brückenzufahrten nicht gewachsen sind. Ebenfalls werden im Bereich der Wohnbebauung des Rheiner Ortsteiles Rodde Schallschutzwände errichtet. Die neuen Brückenüberbauten selbst werden als Fachwerkkonstruktion ausgeführt.
Die vorbereitenden Arbeiten
Eine wesentliche Voraussetzung für den eigentlichen Brückenneubau ist die Schaffung eines Gleiswechselbetriebes mit zwei Überleitstellen, westlich nahe dem früheren Haltepunkt Rodde, östlich nahe dem Torfmoorsee bei Hörstel. Wenn später nacheinander jeweils einer der beiden Brückenteile erneuert wird, bleibt die Strecke dennoch nahezu uneingeschränkt befahrbar. Die Anlagen sollen aber auch über die Bauphase hinaus dauerhaft bestehen bleiben, z.B. um spätere Wartungsarbeiten an der neuen Brücke unkompliziert durchführen zu können. Zudem ergibt sich auch für den alltäglichen Bahnbetrieb ein Zugewinn an Flexibilität.
Neu wird auch die Signaltechnik in diesem Bereich: Hier wird die Gelegenheit genutzt, das elektronische Stellwerk am Bahnhof Rheine um eine Außenanlage in Rodde zu erweitern, mit der der Abschnitt Rheine – Hörstel (-Esch) gesteuert werden kann. Bereits während der Sperrpause in den Sommerferien 2022 wurden neue Kabeltrassen angelegt, von März bis Mai 2023 wurden Fundamente für die neuen Signale erstellt und die Signale gesetzt.
Neue Oberleitungsmasten kommen mit dem Helikopter
Für den Betrachter spektakulär, weil eher selten zu erleben, war der Einsatz eines Helikopters für die Montage von insgesamt 66 neuen Oberleitungsmasten am Montag und Dienstag, 26. und 27. Juni 2023. Trotz eines spektakulären Anblicks mag die Frage aufkommen, warum man hier solch einen Aufwand treibt? Eine kurze Antwort ist: Weil es schneller geht. Doch der Aktion ging sehr wohl eine durchdachte Planung voraus. Durch Bündelung verschiedener Maßnahmen während einer großen Sperrpause arbeitet man am Ende deutlich effektiver, auch wenn einzelne Maßnahmen wie ein zweitägiger Helikoptereinsatz sicher nicht die kleinsten Posten im Budget sein werden.
Im Bereich der beiden neuen Überleitstellen musste die Oberleitungsanlage umgestaltet werden, was auch neue Standorte für die Masten bedeutete. In den Wochen zuvor wurden, während nächtlicher Sperrpausen meist eines der beiden Streckengleise, die Fundamente für die neuen Masten betoniert. Dann konnte die ausführende Firma SPL Power Lines Germany daran gehen, die neuen Masten aufzustellen. Unterstützung kam in diesem Fall von der Meravo Luftreederei Fluggesellschaft GmbH. Ansässig im baden-würtembergischen Oedheim ist dieses Unternehmen seit 1961 in der Hubschrauberbranche aktiv.
Am späten Vormittag des 26. Juni konnten die ersten Masten vom Lagerplatz an der Straße „Im Coelln“ zu ihren Standorten geflogen werden, am folgenden Dienstag Mittag war der Einsatz erfolgreich und störungsfrei absolviert. Gegen 11:30 Uhr landete der Helikopter nach dem Setzen des letzten Mastes wieder auf der Baulogistikfläche. Pilot Paul Buchner war nach der konzentrierten Arbeit dennoch die Ruhe selbst. Der 39-jährige hat 2006 mit eigenen Mitteln die Pilotenausbildung begonnen, seit 2009 ist er im Beruf aktiv. Er betont, dass für diese Arbeitsflüge stets mentale Stärke und Teamleistung gefragt seien. Ein Pilot brauche eingespielte Teammitglieder am Boden, diese wiederum einen präzise und konzentriert arbeitenden Piloten. Fünf bis fünfeinhalb Stunden könne so am Stück gearbeitet werden, erklärt Buchner, der sich im Vorfeld des Einsatzes bei Ortsbegehungen mit dem Einsatzgebiet vertraut gemacht hatte. Drei Bodenteams unterstützten das Anhängen und Absetzen und kümmerten sich um die Verschraubung der Masten auf den Fundamenten. Herausfordernd seien einige Bäume in Gleisnähe gewesen, ansonsten aber war es „ein durchschnittlicher Einsatz“, so die Einschätzung des Piloten zu den in Rodde geleisteten Arbeiten.
Der eingesetzte Helikopter, ein Airbus AS 350 B3, kann bis zu 1,4 Tonnen tragen. Um bei der punktgenauen Arbeit dennoch Leistungsreserven zu haben, wurden alle nicht notwendigen Teile, wie etwa weitere Sitze, ausgebaut und die Maschine auch nicht vollgetankt. So geleichtert standen die 847 PS der Antriebsturbine den zwischen 350 und 1.100 kg auf die Waage bringenden Oberleitungsmasten gegenüber. Doch die 8 bis 10 Meter langen Stahlkonstruktionen schwebten am Seil beinahe federleicht durch die westfälische Luft und selbst die am weitesten entfernten Stellplätze waren in wenigen Minuten abgearbeitet. Entsprechend blickten in den Gesprächen vor Ort alle Beteiligten der ausführenden Firmen wie auch die Bauleitung der Deutschen Bahn zufrieden auf diese für die meisten nicht alltäglichen beiden Arbeitstage zurück.
Text: Michael Wernke