Das Bauprojekt "Bahnübergänge Velpe"
Projektüberblick
Im Bereich des Bahnhofs Velpe zwischen Ibbenbüren und Osnabrück wird in den kommenden Jahren eine umfangreiche Umgestaltung der Straßen und Bahnübergänge vorgenommen. Die am Westkopf des Bahnhofs niveaugleich kreuzende Landesstraße 584 (L584, Tecklenburger Straße) wird in gleicher Lage durch ein Trogbauwerk ersetzt. Die Kreisstraße 12 wird mit neu gebauten Verläufen nördlich und südlich der Bahnstrecke an die L584 angebunden. Derzeit existieren neben dem BÜ der L584 noch drei weitere Übergänge in Velpe: eine Anrufschranke im Verlauf der Straße “Sommerkamp” im Westen der Ortschaft, der BÜ im derzeitigen Verklauf der Kreisstraße 12 nahe dem Fahrdienstleiterstellwerk am östlichen Bahnhofskopf und als dritter im Bunde der Übergang “Ringstraße” ein Stück weiter Richtung Lotte gelegen.
Während der BÜ “Sommerkamp” ersatzlos aufgehoben werden wird, gibt es für die beiden BÜ auf der Ostseite einen neu gebauten Bahnübergang “Gattenweg”. Dieser wird in Sichtweite des jetzigen Fahrdienstleiterstellwerks im Verlauf der bestehenden K12 bzw. künftigen südlichen “K12n” angelegt, in Höhe des früheren Abzweiges des Anschlußgleises zum Industriegebietes Velpe. In das Gesamtkonzept fließen nach Angaben der DB rund 22 Millionen EUR, die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen.
Die Erneuerung der Eisenbahnüberführung Markenweg
Als erster großer Programmpunkt im Bauprojekt für die Umgestaltung der Bahnübergangssituation in Velpe wurde die “Eisenbahnüberführung Markenweg” erneuert. Westlich des Bahnhofs Velpe gelegen, diente das alte Bauwerk als Unterführung für die Kreisstraße 12, die Velpe mit dem Ibbenbürener Ortsteil Laggenbeck verbindet. Die neue Unterführung ist nur noch für den Rad- und Fußverkehr vorgesehen, den Straßenverkehr werden später die neuen Verläufe der Kreisstraße 12 aufnehmen.
Am 09. Februar 2023 gab es den offiziellen ersten Spatenstich für das Projekt. Nach DB-Angaben werden für die Erneuerung der EÜ Markenweg rund 1,5 Millionen EUR investiert, die aus Bundesmitteln der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) bereitgestellt werden. Darin enthalten ist auch die Errichtung einer Stützwand für den Bahndamm, die im Zusammenhang steht mit der Verlängerung der Bahnhofstraße als künftige südliche “K12n”.
Im Februar 2023 begannen die Hauptarbeiten für den Ersatzneubau kleinen Unterführung in Velpe, im Volksmund auch als „Mauseloch“ bekannt. Nachdem zuvor bereits Versorgungsleitungen umgelegt und der Bahndamm gerodet wurde, begann die Firma Echterhoff, das neue Brückenbauwerk in Stahlbetonrahmenbauweise neben seinem späteren Einbauort zu errichten. Im Rahmen der großen Sperrpause während der NRW-Sommerferien 2023 war der Einschub des neuen Bauwerkes für den 26. Juli terminiert worden.
Bis zum 21. Juli waren die umfangreichen Gleiserneuerungen beendet, somit brauchten dann auch keine Baumaschinen oder Materialzüge mehr die Brückenbaustelle passieren. Am 22. Juli erfolgte der Abbruch des alten Bauwerks, der bis zum Nachmittag erledigt war. Anschließend wurde die Lücke im Bahndamm auf die erforderliche Breite erweitert, die Sohle planiert und mittels schnell härtendem Beton die Aufstandsflächen für die neue Brücke verstärkt. Diese Arbeiten waren bis zum Dienstagnachmittag abgeschlossen.
Parallel dazu wurde unter dem neuen Bauwerk der „Tausendfüßler“ in Position gebracht, ein Schwertransportfahrzeug der Firma Wagenborg. Das niederländische Unternehmen mit einer Niederlassung in Hörstel-Dreierwalde ist spezialisiert auf das Bewegen schwerer Lasten oder sehr großer Komponenten. Die sogenannten Selbstfahrer sind modulare Transportplattformen mit eigenem Antrieb, ihre flexiblen Fahrwerke erlauben ein punktgenaues Manövrieren. Achslinien werden die Fahrwerke in der Fachsprache genannt, 14 davon mit je 4 Rädern verteilten sich bei diesem Auftrag unter der Last. Ein Gerüst aus vier großen Stempeln mit zwei Trägern in Längsrichtung trug das neue Bauwerk, zwei Spannzylinder in Querrichtung sorgten für zusätzliche Stabilität.
Mit seinen zwar 450 Tonnen Masse aber eher bescheidenen Abmessungen war das neue Mauseloch eine der leichteren Aufgaben für die Transportexperten.
Etwa 70 Schaulustige hatten sich an den Absperrungen eingefunden. Um 8:58 Uhr wurde der Motor des „Tausendfüßlers“ gestartet, Plattform und Ladung um wenige Zentimeter angehoben, dann setzte sich das Gefährt in Bewegung. Zunächst in einer leichten Kurve gerade vor der Baulücke ausgerichtet, ging es dann Meter um Meter vorwärts, bis nach nur gut 25 Minuten die Endposition erreicht war. Nach einigen Kontrollmessungen und letzten kleinen Korrekturen hieß es um 9:32 Uhr „Passt“ – Mit zufriedenen Gesichtern bei allen Beteiligten.
Text: Michael Wernke